Von Engeln, Puppen und Syphilis
3. Dezember 2024
Archiater in Augsburg auf Spurensuche nach ehemaligen Spitälern wie der Heilig-Geist-Kapelle vor dem Roten Tor.
3. Dezember 2024
Archiater in Augsburg auf Spurensuche nach ehemaligen Spitälern wie der Heilig-Geist-Kapelle vor dem Roten Tor.
Am Freitag hat sich das Archiater-Team bei Schneefall und Sonnenschein auf den Weg nach Augsburg gemacht, um dort auf Spurensuche nach ehemaligen Spitälern zu gehen.
Erster Halt war die Heilig-Geist-Kapelle beim Roten Tor in der ehemaligen Wagenhalsvorstadt. Die Kapelle befand sich bereits Ende des 14. Jahrhunderts in Bau und wurde 1540 erweitert, 1625 arbeitete auch der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl an dem Gebäude. Auf den Fotos sieht man Zustand und Ausmaß von heute. Es handelte sich dabei ursprünglich um die zwei südlichen Joche, die 1808 abgetrennt wurden, damit auf der anderen Seite Krankensäle eingerichtet werden konnten. Wir danken dem Mesner von St. Ulrich, Armin Singer, dafür, dass er uns in die Kapelle gelassen hat.
Was Archiater mit der Augsburger Puppenkiste zu tun? Seit 1948 befindet sich diese in dem restlichen Gebäude der Heilig-Geist-Kapelle. Dadurch finden wir das selbe Kreuzgewölbe sowohl in der Kapelle, als auch in der Eingangshalle, dem Lagerraum, einem Aufenthaltsraum und dem Theatersaal der Augsburger Puppenkiste, sowie den Räumen hinter den Kulissen, in die wir einen Blick werfen durften. Wir danken Michaela Dempf, Kuratorin des Museums der Augsburger Puppenkiste herzlich für die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu erkunden und diese Fotos zu machen.
Mit freundlicher Genehmigung der Puppenkiste Augsburg
Danach ging es weiter in die Augsburger Fuggerei, durch die uns Ernesto Weidl führte. Unter den 67 Häusern der Sozialsiedlung, die Jakob Fugger 1521 stiftete, befanden sich im 16. Jahrhunderts drei sogenannte ,,Holzhäuser“: Die Fugger handelten mir südamerikansichen Guajakholz, aus dem Extrakte verwendet wurden, um in den Hausnummer 40, 41 und 42 Syphilis mit Holzkuren zu behandelt.
Die Barfüßerkirche ist nach den Barfüßern benannt, den Franziskanischen Ordensgemeinschaften, in denen im Kloster keine Schuhe oder nur Sandalen aus Stroh, Holz oder Leder getragen wurden.
Passend zur Jahreszeit haben wir hier das Christkind des Augsburger Schnitzers Georg Petel von 1631/1632 getroffen.
An der Stadtmetzg, dem Spätrenaissancebau von ebenfalls Elias Holl, vorbei, ging es in die Kirche St. Anna. Hier befindet sich die 1510-1512 (vielleicht von Albrecht Dürer) erbaute Fuggerkapelle.
Hier treffen wir auf die Besonderheit der bi-konfessionellen Geschichte Augsburg: Im Zuge der Reformation wurde die Kirche evangelisch, die Fugger dürfen hier trotzdem jährlich einen katholischen Gedächtnisgottesdienst feiern.
Im Augsburger Stadtmuseum kann man im überdachten Innenhof die Originale einiger Statuen besichtigen, die in der Stadt verteilt durch Kopien ersetzt wurden, darunter die vom Herkules- und Merkurbrunnen.
Auch in den Fuggerhäusern kommt man kostenlos in die öffentlichen Innenhöfe: die 1512-1515 erbaute Residenz der Familie beherbergt den Damen- und Serenadenhof im Stil der Italienischen Renaissance.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Armin Singer für die Führung durch die Heilig-Geist-Kapelle, bei Michaela Dempf für die Führung durch die Augsburger Puppenkiste und bei Ernesto Weidl für die Stadtführung.
Vielen Dank für die schönen Erinnerungen und das unbürokratische Öffnen der Türen.
Das Team des ERC Archiater
Website: https://archiater.hypotheses.org
archiater
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